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Hardware - Siemens Pocketreader
Heute
wie schon angekündigt, erste Erfahrungen zum Pocketreader. Vor der Anschaffung
sollte man sich schon die schrecklich nüchterne Frage stellen: Was will
ich eigentlich damit? Das ist entscheidend, um etwaigen Enttäuschungen
vorzubeugen. Das Gerät ist eine phantastische Erweiterung des Serie 5,
aber natürlich nicht vollkommen. Zum Verständnis: Der Pocketreader ist
ein Stiftscanner, der gedruckten Text einzeilig einliest (400dpi) indem
man den Stift wie einen Textmarker über den Text bewegt.
Der
eingescannte Text wird automatisch über die integrierte OCR-Software in
ASCII-Text umgewandelt (beachtlich schnell) und auf dem einzeiligen Display
zur Kontrolle dargestellt. Der Erfolg kann durch ein eingebautes internes
(aber nicht erweiterbares), mehrsprachiges Wörterbuch verbessert werden.
Der interne Speicher reicht, laut Anleitung, für ca 20 A4-Seiten Text.
Das ist sicher ausreichend, zumal nur eine Datei zur Verfügung steht und
sonst der Überblick schnell verloren geht. Der gespeicherte Text wird
via Kabel und freier serieller Schnittstelle an den PC übertragen. Siemens
hat aber auch für unseren geliebten Kleinen S5 (aber auch S3x) ein Progrämmchen
geschrieben, das eine direkte Übertragung ermöglicht. Dabei wird das mitgelieferte
Kabel über Nullmodemadapter mit dem seriellen Psionkabel verbunden. Bei
häufigem Gebrauch sollte man sich ein eigenes Kabel mit einem Psionstecker
und einem 2,5mm Klinkenstecker für den Pocketreader basteln, um den unnötigen
Kabelsalat zu vermeiden. Ich habe einen 8-poligen Mini-DIN Stecker in
das serielle Psionkabel eingebaut und nutze dadurch ein Kabel für alle
Erweiterungen. Nach Programmstart kann man die Daten in eine Datei namens
Siemens.txt übertragen (leider nur ins Wurzelverzeichnis c). Von dort
aus läßt sich die Datei über Word bearbeiten. Soviel zur Übersicht.
Die
wohl entscheidende Frage sind die Scanergebnisse. Und diese sind in hohem
Maße von der Vorlagenqualität und der Stifthaltung bestimmt. Laut Anleitung
können Druckschriften der verschiedensten Stile von 8-16 Punkt (2,8-5,6mm)
verarbeitet werden. In der praktischen Anwendung sind die Grenzen aber
weiter. So habe ich Text aus Zeitungsannoncen mit 2,2mm noch ganz gut
einlesen können. Aber dann sollte man das mitgelieferte Lineal benutzen,
um den Stift sauber über die Zeile zu führen. Ein Verwackeln rächt sich
hier in völlig unverständlichen Texten. Unbezahlbar sind satte schwarze
Buchstaben auf weißem Papier. Dann ist das Ergebnis fast hundertprozentig.
Bei hellem Sonnenlicht im Freien sollte man sich auch nicht wundern, wenn
nur noch Buchstabensalat angezeigt wird. Kritisch wird es auch bei Texten
auf farbigen Untergründen oder ineinanderlaufenden Buchstaben. So sind
meistens die Kombinationen wie "rn oder "ft" kritische
Kandidaten. Da macht sich das interne Wörterbuch bezahlbar. Aber dort
ist auch nicht jedes Wort zu finden.
Auf
Dauer etwas stressig bei längeren Texten ist die unangenehme, aber bei
den meisten Systemen auftretende Eigenschaft, daß durch Silbentrennung
umgebrochene Wörter nach der Umwandlung noch getrennt sind und manuell
wieder zusammengefügt werden müssen. Die beste Stifthaltung hat man schnell
gefunden und dann kann es losgehen. Das Gerät arbeitet sehr schnell, so
daß man bald das Feeling hat, mit einem Textmarker zu arbeiten. Ganze
Artikel einzuscannen ist sicher nicht das geheime Ziel. Da sind die Möglichkeiten
einer PC-Software doch ungleich besser. Ideal ist dieses Teil jedoch bei
der Lektüre von Fachzeitschriften oder Infoblättern, dem Übertragen von
Visitenkartendaten oder ähnlichem. Man kann die Daten in der Reihenfolge
seiner Datenstruktur einscannen, so daß in Word dann nur noch Bezeichnertrennzeichen
zu setzen sind und die Textdatei direkt in die entsprechende Datenbank
importiert werden kann. Hierbei wäre ein Makro allerdings noch sehr hilfreich.
Damit gehört die übliche Frage der Vergangenheit an, die da lautet: Mensch,
wo habe ich denn das bloß schon mal gelesen?
Für
die Arbeit mit dem Pocketreader ist die in Word eingebaute Rechtschreibprüfung
sehr hilfreich. Besonders bei recht schlechte Vorlagen geht doch so manches
Wort daneben. Die nachträgliche, lernfähige Korrektur verbessert in solchen
Fällen das Ergebnis entscheidend. Man sollte aber schon vorher immer mal
auf das Display im Pocketreader schauen, um das Scanergebnis zu prüfen.
Hier bietet sich die Möglichkeit an, den Text des aktuellen Absatzes direkt
am Gerät zu löschen und nochmal einzulesen. Falsch gelesene Worte sind
aber erst am Psion oder PC zu korrigieren. Alles in allem war ich doch
überrascht, wie gut die Texterkennung funktioniert, auch wenn Zahlen,
Webadressen oder ähnliches einzulesen sind. Sicher bietet der C-Pen als
vergleichbares Gerät neben einer Reihe zusätzlicher Funktionen auch eine
bessere Erkennung, aber kostet dafür auch mindestens dreifach mehr.
Fazit:
Für alle, die schnell mal Informationen sammeln und ständig im Kleinen
verfügbar haben wollen und darüber hinwegsehen können, daß sich ab und
zu Fehler einschleichen (was ja bei den meisten OCR-Programmen auch passiert),
sind die
ca.
340DM nicht falsch angelegt. Bei höheren Ansprüchen muß man dann
allerdings fast soviel wie für einen Serie 5 hinlegen.
Infos
zum Pocketreader gibt es unter www.pocketreader.com.
Psiologic liefert das Teil schon mit passendem Kabel für S3/S5. Das bisher
günstigste Angebot habe ich aber unter www.baukontor.com (auf der Seite
Marktplatz) gefunden.
Abbildungen:
Der Aufbau des Programmes ist recht spartanisch, aber ausreichend.
Man hat über das Programm auch die Möglichkeit, den Pocketreader zu konfigurieren. Entsprechend den Angaben zur Textsprache wird auch das zugehörige interne Wörterbuch benutzt.
Psion S5 und Pocketreader mit Eigenbaukabel verbunden
Beide Geräte und Eigenbaukabel einzeln
Ulf
Seyfert
03. Mai 1999